Cro ist «tru» in Zürich

Konzert-Kritik: Cro in der Samsung Hall
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Pressebild / © truworks.co

10, 9, 8 … sie schreien lauter, lauter, der schwarze Vorhang vor der Samsung Hall-Bühne fällt. Das Publikum tobt und der Panda im Leopardenhemd legt los.

 

Auf seiner Tour «Cro stay tru» bleibt Cro seinem Style aus Pop und Rap, den er selber als «Raop» bezeichnet, obwohl Cro seine Panda-Maske mit der eines Eisbären getauscht hat, «tru». Der Bass ist etwas zu laut, die Stimme steht im Hintergrund, aber kein Grund zur Sorge, das Publikum kennt die Texte und unterstützt den 28-jährigen Rapper mit lautem Gesang. Absolut perfekt sitzt der Text beim Refrain des Songs «Hi Kids!» aus dem Jahr 2012. Dies könnte darauf hinweisen, dass das Publikum ihrem Idol treu bleibt und einige «tru»-Fans dabei sind. Das hat sich der gebürtige Carlo Waibel am Konzert vom 22. November verdient, indem er seine Crowd, wie er das Publikum selber nennt, nicht nur stehen lässt. Das Publikum wird einbezogen und in keinster Weise vergessen.

 

Der Stuttgarter «Raopper» steigt von der Bühne zum Publikum und durchquert nicht nur das Menschen direkt vor der Bühne, sondern geht ein Stück weiter durch die Crowd. Gekreische, jeder will Cro’s Hand berühren, einige schaffen es auch. Dies ist aber nicht der einzige Moment, indem Cro in der Samsung Hall sein Publikum berührt. Die Songs «Unendlichkeit», «Bye,bye» und «DU» performt der maskierte Rapper besonders emotional. Damit ist aber nicht Schluss.

 

Viel Soul von den Backgroundsängerinnen 

 

Mitten im Konzert holt er eine junge Frau aus der «Crowd» auf die Bühne. Zusammen setzen sich die beiden an das Piano. Es sieht fast so aus als wäre die junge Frau darauf vorbereitet gewesen. Sie kennt die Texte, tanzt wie ein Profi und performt als hätte sie langjährige Bühnenerfahrung. Und dann kommt «Lange her». Es wird dunkel im Saal, an die Bühnenwand wird das Bild eines Wohnblockes projiziert. In einem Fenster geht das Licht an. Man sieht den Schatten einer Frau, mit langen, glatten Haaren. Sie kämmt das Haar und steckt es zu einem Rossschwanz hoch. Cro lehnt sich an einen eisblockartigen Gegenstand an und singt den Song voller Emotionen.

 

Es scheint, als ob einige seiner Fans in Begleitung ihrer Eltern, Gotti, Götti oder älteren Geschwistern am Konzert sind. Für die Begleiter, die sich nicht für deutschen Rap begeistern können, liefern die Backroundsängerinnen hühnerhauttauglichen, «souligen» Sound.

 

Cut. 

 

Am Zürcher Konzert «stay tru»-Tour geht es nicht nur emotional zu und her. Cro und seine Crowd können auch Party machen. Cro ist Rapper, Producer und DJ. In der Samsung Hall in Dübendorf zeigt Cro seine DJ-Seite. Er entführt seine Fans in die 70er Jahre und spielt beispielweise den Song «Sunny» von «Bobby Hebb» aus dem Jahr 1976.

 

Dies gefällt sicherlich auch der Begleitung der jungen Fans. Den Song spielt er aber nicht zu Ende. Von «Sunny» aus dem Jahr 1976 macht Cro einen Sprung ins Jahr 2012 zu «Easy» und alle toben. Der Höhepunkt ist aber noch nicht erreicht, Cro und seine Band spielen Ausschnitte aus den Songs «Hey Girl», «King of Raop», «Kein Benz» als Playback und lassen die Menge abgehen. Cro involviert das Publikum, bietet eine emotionale und vielfältige Show, bleibt «cool» und vor allem «tru».

 

Erwartet habe ich ein typisches Rap-Konzert ohne Publikumsbezug und wenig Action. Gesehen habe ich eine tolle Show voller Spannung und emotionalen Abschnitten. Cro kann ich nur empfehlen.

 

Valeria Piediscalzi / So, 25. Nov 2018